Morbus Gaucher Behandlung: Therapien im Überblick

Die meisten Patient:innen berichten von einer deutlichen Steigerung Ihrer Energie und Leistungsfähigkeit durch die Behandlung des Morbus Gaucher. Da aber jeder Betroffene anders ist und daher die Behandlungen auch unterschiedlich stark ansprechen, müssen die Therapieoptionen und -ziele stets individuell von den Ärzt:innen festgelegt werden. Neben der symptomatischen Behandlung von M. Gaucher sollten kausale (ursächliche) Therapien durchgeführt werden. Momentan gibt es zwei zugelassene kausale Therapieansätze mit unterschiedlichen Wirkmechanismen, die als Behandlungsmethode genutzt werden können: die Enzymersatztherapie und die Substratreduktionstherapie.1

Enzymersatztherapie (EET) bei M. Gaucher

Patient:innen mit M. Gaucher können seit einigen Jahren mit einer Enzymersatztherapie (EET) behandelt werden. Inzwischen hat sich diese Form der kausalen Therapie zum Behandlungsstandard bei Morbus Gaucher Typ 1 entwickelt. Bei einer EET wird das fehlende Enzym Beta-Glukozerebrosidase synthetisch im Labor hergestellt. Das daraus gewonnene Enzymersatzpräparat wird den Patient:innen dann in 14-tägigen Abständen intravenös (in eine Vene) als Infusion zugeführt.

Substratreduktionstherapie (SRT) bei M. Gaucher

Eine alternative kausale (ursächliche) Behandlungsoption stellt die sogenannte Substratreduktionstherapie (SRT) dar. Hier wird die Glukozerebrosidase-Synthase (Enzym zur Herstellung von Glukozerebrosiden) inhibiert (gehemmt). So werden keine weiteren Glukozerebroside hergestellt. 

In diesem Video haben wir den Wirkmechanismus der EET und SRT für Sie zusammengefasst:

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Weitere Therapien in Entwicklung: Chaperon- und Gentherapien bei M. Gaucher

Neben der Enzymersatz- und der Substratreduktionstherapie sind auch noch weitere Behandlungsmethoden in Entwicklung und werden im Rahmen von klinischen Studien intensiv erforscht. Dazu gehören die Gentherapie sowie die Chaperontherapie.

Bei der Gentherapie werden sognannte CD34+-Stammzellen aus den Patient:innen entnommen und im Labor angereichert (vermehrt). Durch einen Lentivirus-Vektor (Transportmittel von Genmaterial in Zellen) wird eine gesunde Kopie des defekten GBA-Gens in die Stammzellen eingeschleust. Dieser Prozess findet ex vivo, also außerhalb eines Organismus statt. Danach erfolgt die einmalige Infusion der modifizierten (veränderten) Stammzellen zurück in die Patient:innen. Bisherige Studien mit M.-Gaucher-Patient:innen haben leider noch keine erfolgreichen Ergebnisse erbracht, da hier die resultierende Glukozerebrosidase-Aktivität noch zu gering war, um von einem klinischen Effekt zu sprechen. Tierversuche konnten aber vielversprechende Ergebnisse zeigen, weshalb die Gentherapie für M. Gaucher weiter erforscht wird.1–3

Bei der Chaperontherapie werden sogenannte Chaperone verwendet um M. Gaucher zu therapieren. Dabei handelt es sich um kleine Moleküle, die Proteinen dabei helfen können, ihre Funktion aufrechtzuerhalten oder wiederzugewinnen. Auf diese Weise können Chaperone bei M. Gaucher dazu beitragen, die defekte Beta-Glukozerebrosidase zu reparieren und so ihre Funktion wiederherzustellen. Diese Form der Therapie ist allerdings noch in einer frühen Entwicklungsphase. Daher gilt es abzuwarten, welche Ergebnisse zukünftige klinische Studien bezüglich der Chaperontherapie ergeben.1–3

Neben kausalen Therapieansätzen sollten stets auch symptomatische Behandlungen durchgeführt werden, um den Leidensdruck Betroffener zusätzlich zu vermindern. Dazu können beispielsweise folgende Behandlungen in Betracht gezogen werden:1–3

  • Splenektomie: Eine Splenektomie (operative Entfernung der Milz) kann bei sehr schweren Fällen, bei denen eine EET nicht anspricht in Erwägung gezogen werden. Allerdings ist ein solcher Eingriff mit schweren negativen Auswirkungen wie einer erhöhten Infektanfälligkeit oder einem erhöhten Thromboserisiko verbunden.
  • Lebertransplantation: Eine Lebertransplantation kann bei sehr schweren Fällen in Betracht gezogen werden.
  • Physiotherapie, orthopädische Eingriffe und/oder Schmerztherapie: Um die Knochenmanifestationen bei M. Gaucher zu behandeln, können eine Physiotherapie und orthopädische Eingriffe helfen. Um den Leidensdruck von Knochenkrisen zu vermindern, sollte eine Schmerztherapie durchgeführt werden.
  • Psychotherapie: Da M.-Gaucher-Patient:innen häufig unter den psychischen Auswirkungen ihrer Erkrankung leiden, sollten sie stets auf das Angebot einer Psychotherapie hingewiesen werden.

1. Stirnemann J et al. International Journal of Molecular Sciences 2017;18(2): 441.
2. Pastores G M et al. Seminars in Hematology 2004;41(5): 4–14.
3. Zimran A. Blood 2011;118(6): 1463–1471.