Morbus Fabry: Symptome und mögliche Krankheitsmanifestationen

Es existieren über 1.000 verschiedene Genmutationen, die für Morbus Fabry verantwortlich sind, und je nach Mutation und Restaktivität des Enzyms kann es zu unterschiedlich ausgeprägten Krankheitsmanifestationen und zu einer Vielzahl von individuellen Symptomen kommen. Bei manchen Genmutationen wird keine funktionsfähige Galaktosidase gebildet, entsprechend sind die Symptome stark ausgeprägt und treten früher auf.

Morbus Fabry ist eine multisystemische Erkrankung, das bedeutet, dass mehrere Organsysteme betroffen sind, außerdem kann die Krankheit unterschiedlich stark ausgeprägt sein. Häufig sind folgende Organsysteme betroffen:

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Die Symptome von Morbus Fabry sind vielfältig und bei jedem/jeder Patient:in individuell unterschiedlich. Außerdem verändern sie sich im Krankheitsverlauf.

Manche Patient:innen leiden unter unspezifischen Symptomen wie Schmerzen, wiederkehrenden Fieberschüben (vor allem bei Kindern), chronischer Fatigue und Depressionen. Die dauerhaften Beschwerden führen oft zu einer reduzierten körperlichen Belastbarkeit und einer eingeschränkten Lebensqualität. Typisch sind sogenannte Fabry-Krisen, dabei handelt es sich um Schmerzphasen, die ein paar Minuten oder auch mehrere Tage andauern können.

Die Symptome sind bei Männern und Frauen unterschiedlich. Männer haben meist stärkere Symptome mit einem früheren Krankheitsbeginn, während Frauen eine weite Spanne an Krankheitszeichen zeigen können. Diese reichen von kaum Symptomen bis hin zu einen Krankheitsverlauf vergleichbar dem bei Männern. Der Grund dafür ist, dass die Genmutationen, die für Morbus Fabry verantwortlich sind, auf dem X-Chromosom liegen. Frauen haben zwei X-Chromosomen, in der Regel ist nur eines betroffen, sie haben also ein zweites, gesundes X-Chromosom, das zum Teil das Enzymdefizit ausgleichen kann. Männer dagegen besitzen neben einem Y-Chromosom nur ein X-Chromosom.1

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Dies führt häufig zu Fehldiagnosen. Ärzt:innen müssen daher alle Symptome auswerten und die Restaktivität des Enzyms alpha-Galaktosidase A testen. Die Höhe der Enzymrestaktivität bestimmt den zukünftigen Krankheitsverlauf sowie die Therapie und kann Hinweise auf die zu erwartenden Symptome geben. Der Verlauf ist zwar insgesamt progredient, also fortschreitend, aber die individuelle Entwicklung ist nicht genau vorhersehbar. Jede Zelle und jedes Gewebe werden von der krankhaften Speicherung der Glykospingolipiden zunehmend geschädigt, daher ist Morbus Fabry eine Multiorganerkrankung. Je nachdem, welche Anzeichen im Vordergrund stehen, kann man eine Herzvariante und eine Nierenvariante unterschieden.

Patient:innen mit unbehandeltem Morbus Fabry haben gegenüber der Allgemeinbevölkerung eine deutlich verkürzte Lebenserwartung. Das mediane Überleben liegt bei Männern bei 49 Jahren und damit etwa 20 Jahre unter der von nicht betroffenen Männern.2 Bei Frauen ist der Unterschied geringer, betroffene Frauen haben eine Lebenserwartung von 70 Jahren und liegen damit etwa 15 Jahre unter der nicht betroffener Frauen.3

Zur Diagnose der Fabry-Krankheit bestimmen Ärzt:innen die Enzymaktivität mithilfe eines Trockenbluttests. Wenn nicht ausreichend Enzymaktivität vorhanden ist, kann der Krankheitsmarker Lyso-Gb3 im Blut nachgewiesen werden. Bei Männern reicht dies zur Diagnosestellung aus, bei Frauen ist eine zusätzliche molekulargenetische Diagnostik notwendig.

Eine Stammbaumanalyse bei dieser Erbkrankheit durchzuführen, ist ebenfalls von großer Bedeutung, um weitere Betroffene, die möglichweise eine starke Symptomatik haben, aber noch nicht diagnostiziert worden sind, zu finden und ihnen damit die Möglichkeit einer Therapie zukommen zu lassen.

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Welchen Einfluss hat Morbus Fabry auf die Lebenserwartung?

Mit den heute verfügbaren Therapieoptionen haben Morbus Fabry-Patient:innen eine normale Lebenserwartung.

Neben medikamentös-symptomatischen Behandlungen gibt es auch sogenannte kausale Therapien, die das fehlende Enzym substituieren, also ersetzen, bzw. die mangelnde Enzymfunktion unterstützen. Beides kann nachweislich einen positiven Effekt auf die Lebenserwartung sowie auf die Lebensqualität und den Krankheitsverlauf haben.

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Ist Morbus Fabry eine chronische Erkrankung?

Es gibt zurzeit leider keine Heilung für Morbus Fabry, denn die zugrunde liegende Ursache, der Mangel des Enzyms α-Galaktosidase A, liegt in den Genen. Es ist also eine chronische Erkrankung. Jedoch stehen Betroffenen verschiedene effektive Therapieoptionen zur Verfügung.

Da Morbus Fabry eine erblich bedingte und fortschreitende Erkrankung ist, beginnen die Krankheitsmanifestationen bereits während der embryonalen Entwicklung. Durch die gestörten Stoffwechselvorgänge sammeln sich immer mehr Abfallprodukte in den Zellen und verursachen einen progredienten Verlauf. Erste Symptome und Krankheitszeichen treten häufig bereits in der Kindheit auf in Form von brennenden Schmerzen und Kribbeln in den Händen und Füßen. Mit zunehmendem Alter kommen Gewebeschäden hinzu, die unbehandelt schließlich zu Organversagen führen können.

Ohne Therapie treten progrediente Organschäden auf, die mit zunehmendem Alter stärker werden. Zu den klassischen Leitsymptomen zählen:

  • Angiokeratome, ein punktförmiger roter Ausschlag
  • Brennende Schmerzen in Händen und Füßen
  • Hypo- oder Anhidrose (zu geringe oder keine Schweißproduktion), als Folge Hitzeintoleranz
  • Linksventrikuläre Hypertrophie ohne Hypertonie, Vergrößerung des Herzmuskels
  • Cornea verticillata, speichenförmige Hornhauttrübung
  • Schlaganfall vor dem 55. Lebensjahr, vor allem, wenn Ursache unbekannt

Frühe Symptome und Krankheitsmanifestationen

Die ersten Symptome, sogenannte Frühmanifestationen einer Morbus Fabry-Erkrankung, sind häufig neuropathische Schmerzen in Händen und Füßen. Diese Extremitätenschmerzen beginnen bei Jungen durchschnittlich im Alter von 9 Jahren, bei Mädchen im Durchschnitt im Alter von 16 Jahren.8

Zusätzlich zu diesen Schmerzen, die chronisch (dauerhaft) oder episodisch (wiederkehrend) auftreten können, leiden Kinder mit M. Fabry häufig unter reduziertem Schwitzen, Missempfindungen, Fieberschüben, Hitze-Kälte-Intoleranz sowie gastrointestinalen Beschwerden wie Bauschmerzen und Übelkeit. Im Jugendalter kommen weitere Symptome wie Müdigkeit, Angststörungen, verminderte Belastbarkeit und Leistungsfähigkeit hinzu. Manchmal liegen aber auch isolierte Symptome vor, so kann ein Ausschlag als Fabry-typisches Angiokeratom identifiziert werden oder der Augenarzt eine Cornea verticillata feststellen. Mit zunehmender Krankheitsprogression treten auch kardiale und nephrologische Manifestationen bereits ab dem Jugendalter auf, sind aber zumeist noch mild.9,10

Späte Symptome und Krankheitsmanifestationen

Im Erwachsenenalter treten sogenannte Spätmanifestationen auf, man bezeichnet diese auch als klassische Symptome.

Mit zunehmendem Alter lagert sich immer mehr Speichermaterial in den Lysosomen ab und führt zu progredienten Organschäden, was unter anderem zu Funktionsbeeinträchtigungen von Nieren- und Herzmuskelzellen führen kann:

  • Im Gehirn entstehen vorübergehende Durchblutungsstörungen, sogenannte transitorische ischämische Attacken (TIA), und Schlaganfälle.
  • Auch das Herz ist betroffen, eine häufige kardiale Manifestation sind Kardiomyopathien, also Veränderungen des Herzmuskels.
  • Renale Funktionsstörungen (Störungen der Nierenfunktion) können bis zum völligen Versagen der Nieren und zur Dialysepflicht führen.
  • Durch krankhafte Veränderungen im Ohr können Schwindel und Hörstürze entstehen.
  • Depressionen treten bei Morbus Fabry-Patient:innen häufig auf.

Der Wandel im Verlauf des Lebens

Wann sollte in der Pädiatrie an Morbus Fabry gedacht werden?

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Eine Nierenbeteiligung ist bei fast allen Fabry-Patient:inneen gegeben, die schon im Kindesalter beginnt.11 Ursache ist die fortdauernde Ablagerung von Ceramidtrihexosiden (GB3) in den Podozyten der Nieren, was eine zunehmende Verschlechterung der Filterleistung verursacht bis hin zu einer terminalen Niereninsuffizienz, einem vollständigen Nierenversagen.

Je nach zugrunde liegender Mutation schreitet die Nierenfunktionsstörung schneller oder langsamer voran. Bei Kindern ist zumeist noch keine Nierenschwäche festzustellen, trotzdem liegt bereits eine GB3-Akkumulation vor. Ceramidtrihexoside lagern sich in den Nierenzellen ab, speziell in den glomerulären Endothel-, Mesangial- und Interstitiumzellen und den Podozyten, und beeinträchtigen die Filterfunktion. Später können Glomerulosklerose, interstitielle Fibrose und tubuläre Atrophie die Nierenfunktion weiter einschränken.12

Das erste Symptom ist meist eine Mikroalbuminurie, die mildeste Form der Proteinurie. Sie bezeichnet eine Ausscheidung von geringen Mengen Eiweiß im Urin, die bereits in der zweiten Lebensdekade beginnen kann.11 Im späteren Verlauf verstärkt sich die Proteinurie, einhergehend mit einer progredienten Abnahme der GFR (glomeruläre Filtrationsrate) bis hin zur Dialysepflicht.1 Eine Nierentransplantation kann notwendig werden.

Bei Frauen mit Morbus Fabry liegt nicht unbedingt eine Nierenschädigung vor. Da sie zumeist nur ein X-Chromosom mit mutiertem GLA-A-Gen haben, während das andere gesund ist. In jeder Körperzelle wird ein X-Chromosom inaktiviert. Es kann sein, dass in der Niere das gesunde X-Chromosom aktiv ist und funktionsfähige Alpha-Galaktosidase A vorhanden ist. Bei Verdacht auf eine Nierenfunktionsstörung ist eine Nierenbiopsie zur Bestimmung der Enzymaktivität notwendig. Bei Männern liegt in der Regel eine Nierenbeteiligung vor, da sie nur über ein X-Chromosom verfügen.

 

Wann sollte in der Nephrologie an Morbus Fabry gedacht werden?

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Kardiale Manifestationen gehören zu den häufigen Symptomen bei Morbus Fabry, dazu gehören linksventrikuläre Hypertrophie (LVH) zumeist ohne einen Hypertonus, ein verdickter Papillarmuskel, Arrhythmien und eine myokardiale Fibrose.14,15

Eine Beteiligung des Herzens liegt bei etwa 80% der Fabry-Patient:innen vor12, im Alter von durchschnittlich 36 Jahren haben schon über 50% Fabry-Symptome am Herzen.15,17 Diese reichen von Luftnot bei Belastung, Herzrhythmusstörungen, Erkrankungen des Herzmuskels (Kardiomyopathie) bis hin zu Herzklappenfehlern (Klappenanomalien). Durch die Einlagerung von Speichermaterial in die Herzmuskelzellen, Herzklappen und Wände der Blutgefäße am Herzen werden diese geschädigt, sodass es bereits bei Kindern zu Herzinsuffizienz und kardialen Symptomen kommen kann. Im späteren Krankheitsverlauf gibt es ein erhöhtes Risiko für maligne Herzrhythmusstörungen, Herzinsuffizienz und akuten Myokardinfarkt.17

Bei Frauen tritt oft eine Myelofibrose auf, noch bevor es zu einer Vergrößerung des Herzens und damit einhergehenden Herzbeschwerden kommt.18

Im EKG können sich außerdem eine verkürzte PQ-Zeit, eine T-Wellen-Inversion und AV-Blockierungen zeigen.1,19

Wann sollte in der Kardiologie an Morbus Fabry gedacht werden?

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Bei Morbus Fabry können sowohl das periphere Nervensystem (PNS) als auch das zentrale Nervensystem (ZNS) betroffen sein. Neurologische Symptome sind eine gestörte Schweißbildung, brennende Schmerzen in Händen und Füßen bis hin zu Durchblutungsstörungen im Gehirn mit frühen transitorischen ischämischen Attacken (TIA) und frühen Schlaganfällen.

Unter neuropathischen Schmerzen oder Nervenschmerzen leidet ein Großteil der Fabry-Patient:innen, insbesondere Männer.20 Typisch sind wiederkehrende Brennschmerzen in den distalen Gliedmaßen (Hände und Füße), aber auch in milderer Form Missempfindungen wie Taubheit, Kribbeln und Ameisenlaufen. Sie entstehen durch Schädigungen der Nervenfasern, auch Polyneuropathien genannt. Die Ursache ist eine Dysfunktion der nicht-myelinisierten C-Fasern, die für das Schmerzempfinden verantwortlich sind.

Die Schmerzlokalisation bei Männern und Frauen mit Morbus Fabry ist unterschiedlich.

Die Ablagerung von Speicherstoffen in den Schweißdrüsen verursacht eine verminderte oder komplette Unfähigkeit zu schwitzen (Hypo-/Anhidrose), sowie eine Kälte- und Hitzeüberempfindlichkeit. Daher können Temperaturwechsel, körperliche Anstrengung oder auch Fieber Trigger für Fabry-Schmerzen, sogenannte Fabry-Krisen, sein.

Oftmals sind zerebrovaskuläre Symptome wie Schlaganfälle und transitorische ischämische Attacken (TIA) die Erstmanifestationen der Krankheit. So ist das Schlaganfallrisiko gegenüber der Allgemeinbevölkerung erhöht, es wird auf 6,9% für Männer und 4,3% für Frauen geschätzt.1 Schlaganfälle im Alter unter 55 Jahren werden als juvenile Schlaganfälle bezeichnet, sie treten bei Morbus Fabry häufig auf, mit einem medianen Alter von 39 Jahren bei Männern und 46 Jahren bei Frauen. Die Ursache sind vermutlich Mikroangiopathien. Weitere Gefäßerkrankungen im Gehirn sind Mikroangiopathien, intrazerebrale Blutungen, subarachnoidale Blutungen, Mikroblutungen und Hirnvenenthrombosen. Im MRT sind häufig schon bereits Gehirnläsionen, sogenannte White Matter Lesions oder Marklagerläsionen, erkennbar, selbst wenn noch keine Symptome wie Hemiplegien und Hemiparästhesien vorhanden sind.

Hilfestellungen für den Umgang mit Schmerz- und Fabry-Krisen

Als Fabry-Krise bezeichnet man Schmerzphasen, die nur ein paar Minuten oder aber auch mehrere Tage andauern. Sie können bei Bedarf mit Analgetika (Schmerzmitteln) behandelt werden, außerdem kann eine gezielte Therapie die Ursachen für Schmerzen adressieren und damit Schmerzkrisen reduzieren. Zusätzlich kann das Vermeiden von Triggern Erleichterung schaffen.

Die Ursache von Schmerzkrisen bei Morbus Fabry sind Nervenschädigungen im peripheren Nervensystem, sogenannte Small-Fiber-Neuropathien. Sie führen zu wiederkehrenden starken Schmerzen, insbesondere in Händen und Füßen. Ursächliche Therapien können den Fortschritt der Nervenschäden deutlich bremsen, zusätzlich kann als begleitende Behandlung gezielt Schmerzmedikation eingesetzt werden. Bei Neuropathien sind allerdings nicht-steroidale antiinflammatorische Medikamente (NSAID) zumeist nicht wirksam.

Für Fabry-bedingte Schmerzen kann es Auslöser geben, die Patient:innen zu einem gewissen Maß beeinflussen können. Da die Auslöser nicht bei jedem in gleichem Maße wirken, kann ein Tagebuch bei der Identifizierung individueller Auslöser und Gegenmaßnahmen helfen.

  • Temperatur und Luftfeuchtigkeit: Starke Temperaturschwankungen, sehr kalte oder sehr heiße Umgebungen sowie hohe Luftfeuchtigkeit können Schmerzkrisen auslösen. Um diese zu vermeiden hilft Kleidung nach dem Zwiebelprinzip. Bei Kälte sollte besonders auf Hände und Füße geachtet werden.
  • Müdigkeit: Schlafmangel setzt den Köper unter Stress. Dabei zählt nicht nur die Quantität, also die Länge des täglichen Schlafes, sondern auch die Qualität. Gestalten Sie Ihre Schlafumgebung so, dass Sie sich entspannen und erholen können. Geräusche, Licht oder auch Sorgen können Ihren Schlaf erheblich stören.
  • Fieber: Auch die „innere Temperaturerhöhung“ bei Fieber kann Schmerzkrisen auslösen. Versuchen Sie deshalb, Infekte zu vermeiden, oder diese im Akutfall konsequent zu behandeln.
  • Körperliche Anstrengung: Sport und Bewegung sind gut, doch Fabry-Patient:innen können oft nicht ausreichend schwitzen. Die erhöhte Köpertemperatur kann Krisen auslösen, achten Sie deswegen darauf, sich nicht zu überanstrengen.
  • Stress: Stress zu vermeiden, ist leichter gesagt als getan! Sie sollten aber immer versuchen, nervenzehrende Situationen von sich fernzuhalten. Manchen Menschen helfen Yoga, Meditation oder Entspannungsübungen, man kann aber auch üben, sich selbst weniger Stress zu bereiten. Für die seelische Gesundheit kann eine psychotherapeutische Unterstützung sinnvoll sein.

Wann sollte in der Neurologie an Morbus Fabry gedacht werden?

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Magen-Darm-Beschwerden treten bei etwa 50–70% der Fabry-Patient:innen16 auf. Sie gehören zu den frühen Symptomen, so dass bereits Kinder mit M. Fabry unter Bauchschmerzen und abdominellen Krämpfen, vor allem nach dem Essen, leiden. Häufige Durchfälle, Übelkeit und Erbrechen treten ebenfalls häufig auf und können zu einer Unterernährung führen. Es ist aber auch das Gegenteil, also Obstipation (Verstopfung), beschrieben.

Das äußerlich auffälligste Symptom von Morbus Fabry sind Angiokeratome in Form eines purpurroten Hautausschlags, vor allem im Bereich von Leisten/Lenden, Oberschenkeln, Gesäß, Schleimhäuten, auf dem Lippenrot und rund um den Bauchnabel (periumbilikal). Sie treten schon früh im Krankheitsverlauf auf.

Die Angiokeratome entstehen durch lokale Vermehrung von Blutgefäßen, sodass sie als stecknadelkopfroße rote Punkte auf der Haut sichtbar werden. Ihre Anzahl kann variieren, wobei nicht jede:r Fabry-Patient:in Angiokeratome ausbildet.

Das Vortexkeratom oder Cornea verticillata ist ein starker Hinweis auf eine Morbus Fabry-Erkrankung, da es bereits sehr frühzeitig auftritt und bei über 70% der Patient:innen vorhanden ist.22 Außerdem sind Fabry-Katarakte und Tortuositas vasorum typische ophtalmologische Veränderungen bei Morbus Fabry.

Cornea verticillata sind speichenförmige Hornhauttrübungen, die bei der Spaltlampenuntersuchung durch den Augenarzt auffallen, da sie meist ohne Sehverlust der Patient:in selbst nicht auffallen. Ebenso sind Fabry-Katarakte meist zunächst ohne Einschränkung des Sehvermögens. Es handelt sich um Linseneintrübungen, die als vordere oder hintere subkapsuläres Katarakt auftreten können. Hinzu kommt häufig eine Gefäßbeteiligung, die sogenannte Tortuositas vasorum. Sie besteht aus geschlängelten retinalen Blutgefäßen mit aneurysmatischen Aussackungen.

Zumeist tritt ein langsamer, progressiver Hörverlust auf. Auditorische und vestibuläre Abnormitäten können außerdem Hörstürze, Tinnitus und Schwindel zur Folge haben.23

Wie wirkt sich Morbus Fabry aus?

Chronische Schmerzen und andere Beschwerden schränken die Lebensqualität für Fabry-Patientinnen ohne adäquate Therapie erheblich ein.24 Etwa die Hälfte der Patienten leidet unter Depressionen, 28% sogar unter schweren klinischen Depressionen.1 Eine Auswertung von Frauen mit und ohne Morbus Fabry in Deutschland zeigt, dass die Lebensqualität (Quality of Life: QoL) in allen abgefragten Bereichen niedriger war. Dazu gehörten die körperliche Funktionsfähigkeit, die Alltagsaktivität, Schmerzen, die allgemeine Gesundheit, die Vitalität, die soziale Rolle, die emotionale Rolle und die mentale Gesundheit.

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